3. Woche:22.03.-29.03.2001

Jetzt war die schöne Zeit vorbei. Kerstin war wieder in Deutschland, das Wetter wurde schlecht, kein Feiertag in Sicht.

Abends nur noch Regen, gut, dass ich einen Fernseher im Appartment habe. Es gibt sogar 4 deutsche Fernsehsender im Kabelnetz: 3Sat, Pro7, Vox und RTL. Da hatte ich dann abends die Qual der Wahl, mich für ein Programm zu entscheiden. Ein Film von Rainer-Werner Fassbinder, hochintellektuell, Arztserien, Actionserien, wenig intellektuell, oder vielleicht ein deutscher Spielfilm mit reißerischem Titel wie z.B. "Entführt und geschändet, die Tochter des Chefarztes klagt an!" ? Auf CNN läuft "Business unusual - sponsored by Arthur Anderson" - als ob die Ahnung davon hätten.. Da hebt es natürlich meine Stimmung ungemein, daß der Gasboiler kaputt geht. Aus jahrelanger "Hör mal, wer da hämmert" - Erfahrung versuche ich, ungeachtet der zahlreichen mir bekannten Gasunfälle, das Ding zu reparieren. Leider ohne Erfolg. So heißt es die nächsten Tage erst mal: Kalt duschen. Ich bin noch nie so wach ins Büro gekommen. Kann man da eigentlich vom Reiseveranstalter Geld zurückverlangen?

Samstags gehe ich mit ein paar Amerikanern essen..Ein ausgezeichnetes italienisches Restaurant..Der Abend ist nett, doch beeile ich mich, um 12 nach Hause zu kommen, da ab halb 1 auf 3Sat das aktuelle Sportstudio wiederholt wird. Ich betrete mein Apartment, knipse das Licht an - und mit lautem Knall fliegt die Sicherung raus..Nur noch ein paar Minuten bis zum Fußball..Krampfhaft suche ich mit dem Feuerzeug den Sicherungsschalter..Nichts..Im Treppenhaus funktioniert das Licht auch nicht, aber mit der Beleuchtung des Fahrstuhls (der leider alle 10 Sekunden wieder zugeht) kann ich die Hauptsicherung finden. Scheint alles in Ordung zu sein. Also sitze ich im Dunkeln vor dem Weltempfänger, suche die Deutsche Welle, und nach den 1 Uhr-Nachrichten kann ich endlich ins Bett gehen..(Am nächsten Morgen bei Tageslicht sah ich dann, dass der Sicherungsschalter in etwa 3 m Höhe direkt neben der Eingangstür angebracht war..)

Auf mein Winseln hin erbarmt sich Chrisztian aus dem IT, mir einen Internet-Zugang einzurichten. Ich bin überglücklich. Endlich Nachrichten aus Deutschland. Private emails. Langsam die Fotos (s.o.) ins Netz stellen.. Leider hält die Verbindung immer nur 2 Minuten. Ein neuer Login ist aus Sicherheitsgründen dann erst wieder nach 15 Minuten möglich.

 

4.Woche: 30.03.-06.04.01

Die Abende dieser Woche sind bestimmt von den zahlreichen Versuchen, längere Zeit ins Internet zu kommen. Jede einzelne Einstellung wird geändert - 15 Minuten gewartet- wieder nix.

Tagsüber gibt es für mich recht wenig zu tun, niemand hat Arbeit für mich. Ich verbringe die Zeit mit dem Lesen von englischer Literatur über ungarisches Steuerrecht. Dann die Rettung: Ich beginne, drei Artikel für die deutschsprachige Budapester Zeitung zu schreiben: Entsendung von deutschen Arbeitnehmern nach Ungarn, sozialversicherungs- und steuerrechtliche Grundlagen, Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen.

Am Wochenende wird es endlich Zeit für einen Friseurbesuch. Ich finden einen Laden, in dem wenigstens eine Friseurin englisch spricht. Sie erklärt der Kollegin, was ich wünsche. Oder was sie meint dass ich wünsche.. Als ich den Laden verlasse, sehe ich von vorn aus wie Prinz Eisenherz, von hinten wie Nero. Auf absehbare Zeit werden daher keine Fotos von mir auf dieser Homepage veröffentlicht werden...

Eine kleine Geschichte am Rande: Es ist schön, dass man (außer in Friseurläden) in Budapest mit deutsch oder englisch immer weiterkommt. Auch die Geldautomaten bieten eine Sprachauswahl an, die es einem ermöglicht, ohne Fremdsprachenkenntnisse Geld abzuheben. Der gesamte Vorgang kann in deutsch abgewickelt werden, es scheint allerdings, dass der Programmierer dieser Software schlechte Laune hatte...Nachdem man die Karte entnommen hat, wird man auf dem Bildschirm förmlich angeschrieen: "Nehmen Sie das Geld weg!"

Zurück         Wochen 5 und 6